Holger Massner
Mit hoher Eloquenz servierte der weinsteirer 20 Raritäten vom Traumjahrgang 1997, der alle nur so schwelgen ließ
Der große Jahrgang 1997, der sich sehr fruchtig, sortentypisch und körperreich präsentierte, stand im Mittelpunkt der Jahrgangsverkostung, die diesmal im angenehmen Ambiente des Winzerrestaurants Rebenholz im Naturparkzentrum Grottenhof stattfand.
Der Wettergott meinte es mit dem Wein 1997 nach drei schwierigeren Jahren auffallend gut. So förderte der trockene, heiße Mai den Rebenaustrieb sehr, die regenreichen Sommermonate Juni und Juli ließen die Trauben und Reben dann außerordentlich gut gedeihen. Entscheidend für die Traubenreife war schließlich das Traumwetter von August bis Mitte Oktober. Das Ergebnis brachte wunderschöne und absolut gesunde Trauben bei allen Sorten und in allen Weinbaugebieten der Steiermark. Die Lese begann Mitte September mit der Sorte Müller-Thurgau, die Hauptlese ging Mitte Oktober zu Ende. Der anhaltend makellose Altweibersommer bewirkte bei allen Sorten eine sehr hohe Traubenreife und ein auffallend ausgeprägtes Bukett, das den kühlen Nächten und warmen Tagen der letzten Reife-Wochen zu verdanken war.
„Der 97er ist ein ganz großer Jahrgang!“, hört man immer wieder. Am Krampustag 2012 bot sich für diejenigen, die sich durch rechtzeitige Anmeldung einen Verkostungsplatz gesichert haben, die Gelegenheit, das auch zu überprüfen. 16 Teilnehmer bekamen vom weinsteirer fünf Vierer-Flights kredenzt, die sich vorwiegend aus den Sorten Muskateller, Morillon, Sauvignon Blanc, Gewürztraminer, Cabernet Sauvignon und Zweigelt zusammensetzten. Die erste Serie war eine reine Muskateller-Angelegenheit. Drei klassisch ausgebauten Weinen von Prünte, Gross und Polz, die sich herrlich gereift, glockenklar, sehr harmonisch, kompakt und mit langem Nachhall präsentierten, stand ein besonders mineralischer GM Witscheiner Herrenberg vom Weingut Rebenhof gegenüber, dem im wahrsten Sinne des Wortes kein Kraut gewachsen war. Im zweiten Heat fanden die tollen Weine von Gross, Neumeister und Rebenhof in der noch immer sehr jugendlichen Morillon-Grauburgunder-Cuvée vom Altmeister Alois Gross einen allzu übermächtigen Marathonläufer. In der Nase Honig und Melisse, am Gaumen Burgunder pur, ein bisschen Jod, das noch immer präsente Holz elegant eingebunden, überaus dicht und würzig, großartig! Danach kämpften wieder drei klassische Typen gegen einen Lagenwein namens SB Südbastei A. Tscheppe, der diesmal nur knapp den Kürzeren zog. Die Sauvignons von Gross, Rebenhof und Sattlerhof zeigten auf, warum diese Sorte zum Leithammel in der Südsteiermark bestimmt wurde. Der Ehrenhausner Szenewirt Stefan Hochstrasser ließ sich sogar zu der Aussage hinreißen, dass er den mineralisch duftenden, überaus saftigen und konzentrierten mit Cassis- und Silexanklängen behafteten SB STK Sattlerhof dem berühmten 97er Kranachberg aus dem selben Hause bevorzugen würde! Die 1997 großen Prädikatsweinqualitäten der Steiermark wurden mit der nächsten Serie eindrucksvoll unter Beweis gestellt, in der eine aus einem Guss stammende Riesling Auslese von Lackner-Tinnacher den angetretenen Gewürztraminern ein wenig die Show stahl. Im letzten Flight durften die Südoststeirer aufzeigen, dass sie durch den Einfluss des pannonischen Klimas in der Lage sind, sehr wertige Rotweine zu produzieren. Der damals um ÖS 190,- nur auf Subskription erhältliche CS Krispel, eine CS-Jahrgangs-Cuvée von FJ Hutter sowie die ZW Selektion Platzer rangelten mit Winkler-Hermadens Kultwein Olivin, der nach 15 Jahren schließlich seine Strenge ablegte, um mit dunklen Früchten, voller Kraft voraus, Charakterstärke und Rumtopfausklängen zu beeindrucken, um die erste Stelle, die eindeutig nach Kapfenstein ging!