2004 wird der vor kurzem die Südsteiermark bereisende und mit einem Besuch im Weingut Schneeberger aufhorchen lassende Heinz Fischer zum Österreichischen Bundespräsidenten gewählt. Der im Winter so tragisch verunfallte Michael Schumacher holt seinen siebenten Weltmeistertitel. Griechenland ist nicht nur Schauplatz der 28. Olympischen Sommerspiele, die ich mir aufgrund eines Bandscheibenvorfalls fast komplett vom Krankenbett aus anschauen kann, sondern wird am 04. Juli auch überraschend mit einem 1:0 Fußball-Europameister gegen Portugal. Am selben Tag gibt es für die Mitarbeiter des Jaglhofs ein Grillfest, bei dem der unvergessene Herbert Hirtner im verwaschenen T-Shirt (!) selbst am Grill steht und auch dort seinen Meister abgibt. Der "Herr Rainer", mittlerweile Wirt der Magnothek, gewinnt solo den Jackpot für seinen richtig abgegebenen Tipp. Ich frage allen Ernstes den an diesem Abend einzigen Gast und aufstrebenden Jungwinzer, welcher Trottel denn einen Sämling in Großflaschen füllen würde, da die blind eingeschenkte Magnum von mir als Muskateller, von meinem Gegenüber aber als Sämling vermutet wurde! Aufgedeckt wurde Sämling Schusterberg und seinen Wein gut erkannt hat Wolfgang Maitz… – der Beginn einer wunderbaren Freundschaft!

Vom damaligen Team sind 10 Jahre später am Dienstag, den 2. September 2014 nur noch die nach wie vor als Chef Casserollière wirkende Moni und ich vertreten – der Weinsteirer an diesem Tag allerdings in der Funktion des Moderators für die 2004er-Jahrgangsverkostung, die in der Vinothek des Jaglhofs-Die Aussicht statt findet, wo noch wenige Tage zuvor die gelungene Brautentführung der frisch vermählten Frau Tement ein Ende gefunden hat.

Auszug aus der Jahrgangsbewertung der ÖWM: Das wechselhafte Jahr 2004 begann und endete mit häufigen Niederschlägen, bei gezielter Arbeit im Weingarten brachten die wichtigsten weißen Rebsorten eine große Bandbreite von Qualitäten. Schon die Jungweine schmeckten mit nahezu idealer Säurestruktur frisch und rassig. Mit ansprechenden Extraktwerten und guter Reife entstanden ausgewogene, animierende Weine mit sortenspezifischen Aromen. Mengeneinbußen gab es bei den Lagenweinen, doch sie überzeugen mit Komplexität und Rasse. Insgesamt überwiegt ein frischer, „klassischer“ Weintyp.

Die daher mit Spannung erwartete Verkostung begann wie so oft mit einem Flight Muskateller, deren Vertreter zwar alle ihre so beliebte Primärfrucht verloren haben, aber durch ihre zarte Filigranität und ihre verführerische Seidigkeit zu glänzen wussten. Hervorzuheben sei hier unter anderen der GM Ratscher Nussberg Gross. Die Weißburgunder konnten nicht unterschiedlicher sein. Andreas Tscheppe trat mit Naturkork, E & W Polz mit Kunststoffpfropfen und Winkler-Hermaden mit Glasstöpsel an. Sie ahnen es bereits? Ersterer diente als typischer Jahrgangs- und Sortenvertreter, der zweite als Negativbeispiel der Plastikära und der dritte erinnerte ob seiner unglaublichen Frische und Jugend an einen 2010er Auf der Suche nach Kraft und Rasse wurden wir bei Morillon Pössnitzberg, Grassnitzberg und Oberburgstall fündig, da die Herren E. Sabathi, W. Skoff und H. Harkamp mit ihrem Holzeinsatz in diesem Jahr zu Recht viel Mut bewiesen. Um den Weichmacher im SB Classique eines von mir geöffneten, aber dann doch nicht vorstellungswürdigen Wein herauszuschmecken, hätte es eines Herbert Hirtners bedurft. Daher gab es nur 5 anstelle von 6 Weinen der Leitsorte Sauvignon Blanc. Bemerkenswert ein fein ziselierter Kaiseregg Strablegg-Leitner und ein herrlich gereifter Opok Andreas Tscheppe! Einer von mir eingestreuten 3er-Serie an nichtsteirischen Rieslingen hat die langsamere Entwicklung sicherlich gut getan! Die wohl überragendsten Vertreter kamen jedoch zum Schluss zu ihrem gemeinsamen Auftritt: Ein sehr eleganter Roter Traminer Steintal Neumeister und ein äußerst stilvoller Riesling Türken Eiswein Lackner-Tinnacher. Ob das wohl ein Zeichen war und in Bälde sich hier wieder eine Braut wohl fühlen darf? Bis dahin werden wir wohl noch ein paar Gläser trinken dürfen…

Genüsslich wurde der Abend von einem großartigen von Küchenchef Markus Legat komponierten Menü, einer symbiotisch anmutenden Weinbegleitung sowie der wie immer überaus charmanten und herzlichen Betreuung des Jaglhof-Teams abgerundet!